Zusammenhalt in der digitalisierten Gesellschaft
Hate Speech, Fake News, Social Bots, Wahlmanipulation, Clickworker und Gig Economy – zumindest im öffentlichen Diskurs scheint sich das dystopische Potential digitalisierter Gesellschaften derzeit voll zu entfalten. Zusammenhalt, so wirkt es bisweilen, ist das Gegenteil, das analoge Andere der digitalisierten Gesellschaft. Doch was sagt die Hochkonjunktur dieser Schlagzeilen über derzeitige gesellschaftliche Entwicklungen aus?
Gerade die Anfangszeit des Internets war von Gegensätzen geprägt: Auf der einen Seite die Netzeuphoriker_innen, die große Zukunftsvisionen einer freien, deliberativen Gesellschaft entwarfen. Auf der anderen Seite die Skeptiker_innen, die dem digitalen Neuland eher kritisch gegenüber standen und rechtsfreie Räume befürchteten. Heute neigt sich diese Phase der digitalen Pubertät dem Ende zu: Über 80 % der Deutschen sind inzwischen online, etwa 70 % besitzen ein Smartphone (vgl. D21-Digital-Index 2017/2018). Das Netz wird zur Nachbarschaftshilfe ebenso selbstverständlich genutzt wie für Dienstleistungen oder zur täglichen Kommunikation in beruflichen, privaten und politischen Kontexten. Die digitalisierte Gesellschaft ist keine Zukunft mehr, sondern Status Quo. Verhandelt wird nicht mehr, ob Digitalisierung und Automatisierung relevant sind, sondern wie Prozesse, Organisationen und gesellschaftliche Strukturen digitalisiert und etwa sog. Non-Liner digital integriert werden können. Ebenfalls eingeläutet wird die Phase des digitalen Erwachsenwerdens durch zunehmende Regulierungsbestrebungen, auf nationaler wie auf internationaler Ebene – sei es die Datenschutzgrundverordnung oder das Netzwerkdurchsetzungsgesetz –, die Bürgerrechte stärken sollen.
Auf der Jahrestagung des FGW, dem NRW-Dialogforum, wollen wir darüber diskutieren: Was bedeutet Zusammenhalt in der digitalisierten Gesellschaft? Können digitale Infrastrukturen neuen Zusammenhalt schaffen? Welche Potentiale, Chancen und Risiken (auch der Diskriminierung) verbergen sich hinter algorithmenbasierten Plattformen? Wie profitieren Städte und Quartiere von der Digitalisierung? Wie greifen lokale und digitale Kontexte im Hinblick auf politische Einstellungen ineinander? Ist ‚das Netz‘ nur noch der Ort eines wütenden Kulturkampfes oder kann es auch als Infrastruktur genutzt werden, um Debatten anzustoßen und diskursive Annäherung zu befördern? Wie beeinflussen Digitalisierungsprozesse die (Des-)Integration in den Arbeitsmarkt? Welche Verteilungswirkungen haben digitale Entwicklungen in der Wirtschafts- und Sozialpolitik? Welche Wirkungen zeigen Digitalisierungsprozesse im Hinblick auf eine mögliche Polarisierung der Sozialstruktur (und führen damit zu ‚neuen Ungleichheiten‘)? Und welche neuen Verteilungsfragen ergeben sich?
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